Langzeit-Urlaub im Winter an der Costa de la Luz liegt im Trend. Gründe dafür gibt es reichlich: Es locken ein mildes Klima und endlose Sandstrände, Naturreservate mit einzigartiger Tier- und Pflanzenwelt und authentische (Weisse) Dörfer; Cádiz, Jerez und Sevilla mit ihrem breiten kulturellen Angebot sind innerhalb von 1-2 Stunden mit dem Auto erreichbar.
Wir wollten wissen, was Menschen noch so innerlich motiviert, hier ein paar Monate zu verbringen. Also haben wir Sabine gefragt. Sie hat sich von Anfang Februar bis Anfang Mai 2017 in Conil häuslich niedergelassen und uns ein paar sehr persönliche Antworten gegeben.
Sabine, wie kam es zu deinem Langzeit-Winterurlaub?
Meine Lebenssituation gab das her und ich hab „Freiheit gerochen“: Ich konnte mit 58 in Rente gehen, mein 2. Kind ist letztes Jahr zum Studium weggezogen. Auslöser war auch, dass ich eine schwere Erkrankung überwunden habe. Da fragst Du Dich, was wichtig ist und was nicht so sehr. Also hab ich meinen Hausstand sehr reduziert und bin ich losgezogen; die Costa de la Luz war meine 2. „Etappe“.
Warum Costa de la Luz? Wieso Conil de la Frontera?
Zunächst hatte ich Südamerika im Blick, das wäre mit meinem Hund allerdings schwierig geworden. Spanischsprachig sollte es aber sein und, mit Blick auf die kalte Jahreszeit, soweit wie möglich im Süden. Erst hab ich an Tarifa gedacht, aber im MM Reiseführer gelesen, dass das doch arg windig ist. Beim weiteren Lesen hat mir die Beschreibung zu Conil total gut gefallen. Da bin ich also und froh über meine Entscheidung.
Was hast Du Dir von der Zeit hier erhofft?
Zum einen wollte ich Spanisch lernen (Südamerika ist nur aufgeschoben) und das Hirn mal wieder mit was Neuem füttern. Zum anderen fand ich die Frage interessant: was nimmst Du von Dir selbst mit, wenn Du für längere Zeit zuhause weg- und woanders hingehst? Und welche Veränderung willst Du mit zurück nachhause nehmen? Könntest Du auch woanders (als in Deutschland) leben?
Ist so lange weg sein Urlaub oder woanders daheim sein?
Eher wie zuhause sein. Ich hab ein Haus gemietet, in dem ich mein (weniges mitgebrachtes) Hab und Gut verteilt habe. Und ich hatte auch hier meine Routinen: Spaziergänge mit dem Hund; ich bin fast täglich zum Asthanga-Yoga gegangen und hab Sprachkurse gemacht. Im Grunde habe ich von zuhause nichts vermisst. Ok, vielleicht mal ins Kino zu gehen, lange Gespräche mit guten Freunden… Penatencreme. ;o) Aber das war’s.
Was hat Dir besonders gefallen?
Die Weite der Landschaft und das gelassenere Alltagstempo, die Entspanntheit der Leute: Da gibt es im Supermarkt keinen Run auf die zusätzlich eröffnete Kasse, kein Gehupe, wenn der vor Dir grad mal anhält, um aus dem Fenster einen Freund auf der Strasse zu grüssen. Die Zeit hat hier im Winter schlicht auch eine etwas andere Dimension als zu Hause. Die Tage gleiten so angenehm dahin, auch ohne dass man immer so wirklich viel macht.
Was war für Dich gewöhnungsbedürftig?
Die Essenszeiten – dass hier um 18.00 Uhr grad mal Zeit für den Nachmittags-Kaffee ist und vor 20.00/20.30 Uhr nicht wirklich zu Abend gegessen wird.
Was empfiehlst Du anderen Langzeit-Urlauber/innen?
Offen auf die Leute zugehen, gerade wenn Du alleine unterwegs bist und/oder Du die Sprache lernen willst; zur spanischen Friseurin gehen, die Verkäuferin im Laden in einen Plausch verwickeln. So ziemlich jeder hier ist zu einem kurzen Schnack bereit, gerade in der ruhigeren Winterzeit. Das hilft auch, mit der Sprache voranzukommen und sich an den hiesigen Dialekt zu gewöhnen.
Deine persönlichen TOP 5 an der Costa de la Luz?
Die vielen grossen und kleinen Feste. Als erstes kommt mir da die Semana Santa in den Sinn: Mir war nicht klar, wie groß sie hier gefeiert wird, und auch für nicht religiöse Menschen ist sie beeindruckend, vor allem auch in den kleineren Ortschaften. Überhaupt gibt es kaum ein Wochenende an dem nicht irgendein Fest ist. Sicher auch sehenswert ist der Carnaval de Cádiz.
Die zahlreichen Wandermöglichkeiten: Durch den Hund habe ich viele Wanderungen oder auch nur Spaziergänge gemacht. Der Nationalpark La Breña y Marismas de Barbate ist zum Wandern wunderschön, aber auch die Ruta Punta del Boquerón in San Fernando, oder auch einfach der kurze Spaziergang an der Steilküste hinter dem Leuchtturm von Conil: Ruhig, mit wunderschönen Ausblicken, kleinen Buchten und herrlichen Azaleen. Ein etwas entfernteres Ziel ist die Sierra de Grazalema. Die Fahrt ist aber herrlich und der Ort mit seinen Wandermöglichkeiten sehr schön.
Ausserdem gibt es unendlich viele Sportmöglichkeiten. Golf, Reiten, Kajak, Yoga… Vor allem Radfahrer kommen auf ihre Kosten. Das Hinterland ist wunderschön, sanft hügelig mit netten kleinen Ortschaften und gerade in der Winterzeit grün mit immer verschiedenen Frühlingsblumen, die langsam nacheinander aufblühen.
Von den Städten hat mir Cádiz am besten gefallen und später in der Saison (weil einfach mehr Leben ist) Tarifa, wo man u.a. eine Wal- und Delfin-Beobachtungstour machen kann und dabei auch wirklich viele Tiere sieht.
Ja, und last but not least: Das ESSEN!